LEONCE UND LENA 1997

Georg Büchner / Vor-und Nachspiel Max Weissenfeldt
Spielort: Amphitheater

 

Aus dem Vorspiel

Die Götter sind im Olymp versammelt. Es grassiert ein entsetzlicher Müßiggang.

Poseidon
O Zeus, was sprichst Du nur für wahre Worte
Gefangen sind wir hier, an diesem Orte
Da jeder Tag dem andren gleicht
Kein Ritus etwas Neuem weicht,
sind wir dem Müßiggang verfallen,
Könn‘ kaum noch sprechen, nur noch lallen
Könn‘ grad noch gehen auf allen Vieren
Da wir nur Wein stets pokulieren
Es muss hier schnell etwas geschehn,
Pack sonst mein Zeug und werde gehn.

Dionysos
Moment mal, Mann der nassen, bittren Kraft,
Gibst mir die Schuld dem süßen Göttersaft!
Das kann und will ich nicht erlauben,
dass Du verschmähst den Trunk der Trauben.
Er schenkt uns Freude, kennt kein Leid,
Schafft Harmonie, verbannt den Streit
Und inspiriert zu neuen Dingen,
Zum Malen, Dichten, Tanzen , Singen
Er ist des Lebens Elixier
Und schenkt die Lust an jenem mir!
Ist nicht das Kind des Müßiggangs,
Ist vielmehr Grund des Wildgesangs.
Dass wir die Zeit mit Nichtstun nur verbringen
Liegt nicht am Wein, das liegt an andren Dingen.

Fotos:
© Martin Majewski